Löwenstedt hat´s: Das schnelle Internet der BürgerBreitbandNetz GmbH & Co. KG!

„Endlich gibt es das schnelle Internet in Löwenstedt und die Kinder bestimmt auch die Erwachsenen der anderen Dörfer werden uns darum beneiden. Ich bin froh, dass ich aus Löwenstedt komme.“

Strahlend steht Gotje Albertsen (11 Jahre) auf der kleinen Bühne im Festsaal der Gaststätte Friedensburg in ihrer Heimatgemeinde vor mehr als 80 geladenen Gästen. Gleich wird Sie gemeinsam mit Löwenstedts Bürgermeister Holger Jensen, dem Amtsvorsteher von Viöl Thomas Hansen, dem Landrat des Kreises Nordfriesland Dieter Harrsen, dem Staatssekretär aus dem Wirtschaftsministerium des Landes Schleswig-Holstein Ralph Müller-Beck und Ute Gabriel-Boucsein – der Geschäftsführerin der BürgerBreitbandNetzGesellschaft – den Start des schnellen Internets in Löwenstedt auslösen.

Zuvor begrüßte Ute Gabriel-Boucsein die Gäste und brachte ihre Freude über das Erreichen dieses 1. Teilschritts auf dem Weg zum Projektziel „Glasfaser in jedes Haus der gesamten Region des südlichen Nordfrieslands“ zum Ausdruck.

Sie dankte alle Mitstreitern, die sich täglich dafür einsetzen, dass Nordfriesland nicht der digitalen Spaltung zum Opfer fällt. „Die ländliche Region des südlichen Nordfrieslands war sich früh der Bedeutung des schnellen Internetanschlusses bewusst und hat den mutigen Schritt auf einem neuen Weg mit der Gründung der BBNG gewagt. Ein bundesweit einmaliges Projekt, das eine solche Infrastrukturmaßnahme selbst in die Hand nimmt.“

Die Idee der BBNG zu realisieren, ist von der Mitwirkung vieler abhängig – um dies noch deutlicher zu machen, bat Ute Gabriel-Boucsein, die Mitarbeiterinnen der BBNG, den Aufsichts- und den Regionalbeirat der Gesellschaft, am Ausbau beteiligte Unternehmen sowie den Gemeinderat Löwenstedt und last but least den Alt-Bürgermeister Löwenstedts Peter Thoroe, sich zu erheben. Wohl ein Drittel der Anwesenden erhielt den anerkennenden Beifall des Saals.

Ein Dank ging auch an alle Bürgerinnen und Bürger, die bereits heute Gesellschafter der BBNG sind: denn das bundesweit einmalige Projekt lebt von der Solidarität der Menschen im südlichen Nordfriesland.

Das lobte auch Ralph Müller-Beck, der mehrfach die Einzigartigkeit des Glasfaserprojektes heraushob. Er unterstrich, dass die BBNG jederzeit mit der Unterstützung des Landes rechnen könne. Das Land will den schnellen Netzausbau, deswegen wurde z.B. das Personal im Breitbandkompetenzzentrum verdoppelt. Und überall im Lande, wo Erdarbeiten vorgenommen werden, könne man sagen: „Buddeln verbindet.“ Denn bei Bedarf werden auch gleich Leerrohre für das Glasfasernetz verlegt, da der Tiefbau mit Abstand der größte Kostenfaktor beim Aufbau eines landesweiten schnellen Breitbandnetzes ist.

Nordfriesland wird sich stärker als bisher am Breitbandausbau beteiligen, bekräftigte Landrat Dieter Harrsen. Denn beim Glasfaserausbau solle sich nicht wiederholen, was vor ca. 30 Jahren beim Autobahnbau geschehen ist: Der Ausbaustopp in Heide.

Der Landrat stellte besonders heraus, dass die Gesellschaft bewiesen habe, dass sie den Ausbau kann: statt wie bei anderen großen Vorhaben z.B. dem Berliner Flughafen konnten die Plankosten beim Breitbandausbau in Löwenstedt nicht nur eingehalten sondern sogar unterboten werden.

Thomas Hansen Amtsvorsteher und zugleich auch Mitglied des Aufsichtsrats der BBNG stellte heraus: „Wer heute nichts wagt, hat die Zukunft schon verloren! Die Kommunen im ländlichen Raum haben eine große Verantwortung, sich den Fragen und Aufgaben der Kommunalpolitik von heute und morgen zu stellen:

  • Landflucht
  • demografischer Wandel
  • wie wollen wir, wie unsere Kinder morgen leben?

Worauf können wir als Kommune eigentlich Einfluss nehmen? Welche Wege müssen beibehalten werden, wo können, ja müssen wir neue Wege gehen?“

Eigentlich sind diese Fragen nicht neu, denn in den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts kam der elektrische Strom, in den 60igern das Telefon, in den 70igern die zentrale Wasserversorgung mit Anschlusszwang, in den 80igern bzw. 90igern die Zentrale Abwasserbeseitigung/Nachrüstung der Hauskläranlagen.

Heute stellt neben der Energiewende die digitale Zukunft die große Herausforderung der Kommunen, des Landes , des Bundes dar. In den Städten und großen Gemeinden ist Breitband kein wirkliches Problem, dort lohnt sich der Ausbau für Telekommunikationsanbieter. Aber auf dem Land? Vom Markt ist keine wirkliche Lösung zu erwarten, immer nur Hilfslösungen und letztendlich bleiben kleine Orte und abgelegene Häuser auf der Strecke. Also mussten die Kommunen bzw. die Ämter auf die Stärken ländlicher Gebiete besinnen: Nachbarschaft – Verbundenheit – Zusammenhalt.

Oder altmodisch ausgedrückt: Einer für alle – alle für einen – bezogen auf die Bürgerinnen und Bürger sowie auf Gemeinden, Ämter und Regionen. Oder noch ein wenig kämpferischer: Solidarität. Die Gründer der BBNG, nämlich die Ämter und Städte des südlichen Nordfrieslands haben sehr stark darauf gesetzt.

Ein Projekt der Infrastruktur als gemeinsame Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger im südlichen Nordfriesland – das war und ist ein Wagnis. Löwenstedt zeigt, dass es gelingen kann und auch wird.

Verwaltungen stehen oftmals im Ruf, zu langsam zu handeln – hier haben sie sich als Innovator gezeigt. Und sind bereit gewesen, ein privatwirtschaftliches Unternehmen zu gründen. Nicht mit dem Ziel der Gewinnmaximierung sondern dem volkswirtschaftlichen Ziel der Nutzenmaximierung für alle Beteiligten anzustreben, nämlich: Gleichberechtigter Zugang zu modernen Informationssystemen.

Stolz schloss Löwenstedts Bürgermeister Holger Jensen den Kreis der Redner ab: „Nun stehen wir gut da, mit einer modernen Infrastruktur. Nur die Landstraße 281 befindet sich, seit sie als Umleitungsstrecke genutzt wurde, in einem katastrophalen Zustand, wie alle Gäste bemerkt haben dürften“.

Löwenstedt aktuell Februar 2014

Das MFG ist der Ort, in dem die Zuleitung zum Backbone – also der weltweiten Datenautobahn – auf die Glasfaserkabel trifft, die dann bis in die einzelnen Haushalte der Anschlussgemeinde(n) verlegt sind.

In unserem Ausbaugebiet werden wir insgesamt ca. 70 MFGs aufstellen, die alle miteinander verbunden sind.Von jedem einzelnen MFG wird eine Vielzahl von Schächten mit sogenannten Feeder- Kabeln verbunden. Allein in Löwenstedt gehören zu dem Breitbandnetz rund 30 Schächte. All diese Kabel sind in einer festen Ordnung fein säuberlich in Ports abgelegt, die im MFG einen Großteil des Raums einnehmen. Nur so kann bei einer hier auftretenden Störung der Kundendienst (in der Telekommunikationsbranche spricht man in diesen Fällen vom Fieldservice) den Fehler beheben.

Das MFG beherbergt aber auch neben all diesen Nervenfasern des Netzes auch das Hirn, das dafür sorgt, dass alle Anfragen der Kunden vor Ort bearbeitet werden– egal ob es sich um das Aufrufen einer Internetseite handelt, dem Versenden einer E-Mail oder das Verbinden mit einem Telefonanschluss.

Damit ist der MFG der zentrale Knotenpunkt für das Netz der Gemeinde Löwenstedt. Alle Informationen, Telefongespräche, Anfragen, etc. der Teilnehmer laufen über diesen Punkt.

Wie gesagt werden vom MFG Feeder-Kabel bis in den nächsten Schacht eingeblasen. Mit Druckluft werden die unterschiedlich großen Kabel in die Rohrleitungen geschoben, die die Tiefbauunternehmen im letzten Jahr in Löwenstedt verlegt haben.

Jeder Schacht versorgt eine Anzahl von Straßen und an diesen liegenden Häusern. Die Hausanschlusskabel werden von hier direkt bis zu den einzelnen Häusern geblasen. Im Schacht werden die Feederkabel in eine Muffe eingeführt und einzelne Bündel aus dem Kabel herausgelöst, um mit den Fasern der Hausanschlusskabel verbunden zu werden. Die Anzahl der Bündel richtet sich nach der Anzahl der Häuser, die im Bereich des Schachts mit einem Glasfaserkabel ausgerüstet werden.

Das Feederkabel läuft weiter bis zum nächsten Schacht, wo die noch nicht „verbrauchten“ Bündel mit den dortigen Hausanschlusskabeln verbunden werden. Das Verbinden in den Muffen geht wie folgt: Eine einzelne Faser des Hausanschlusskabels wird mit einer Faser des Feeder-Kabels in ein Spleißgerät eingelegt. Die Elektronik des Geräts sorgt dafür, dass beide Fasern exakt und millimetergenau aufeinandertreffen. Das Spleißgerät erzeugt dann einen Lichtbogen, der dafür sorgt, dass beide Fasern nun miteinander verspleißt sind.

Damit das geschehen kann, sind vorher noch folgende Arbeitsschritte zu erledigen:

Vom Schacht werden die Hausanschlusskabel zu den jeweiligen Gebäuden eingeblasen. In den Straßen erfolgt dann die Auskoppelung eines eigenen Kabels zu jedem Haus. (siehe Foto)

Dieses Kabel wird dann direkt an die vereinbarte Stelle am Gebäude verlegt.

Als letzte Stufe beginnt nun der Vorgang der Hausbohrung.

Im Inneren des Hauses werden 2 Geräte (jeweils handflächengroß) installiert:

Wenn alle diese Schritte erfolgt sind und dann der Test hoffentlich – nein ganz bestimmt – erfolgreich verläuft, kann das schnelle Netz in Löwenstedt mit dem bereits abgeschlossenen Vertrag mit der TNG Stadtnetz GmbH zum Einsatz kommen.
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